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Die Aktion 10. Mai wies im Jahr 2013 auf den 80. Jahrestag der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland hin. Unter Federführung des Stuttgarter Bürgerprojekts Die AnStifter wurden in und um Stuttgart verschiedenste Gedenkveranstaltungen koordiniert und initiiert.

Entstanden ist unter anderem eine Zeitung, die großflächig verteilt wurde und die vielfältigen Aktionen bewarb.

Verstummt nicht, sprecht!

Als der Breslauer Bibliothekar Wolfgang Herrmann 1929 den nationalsozialistischen Gesinnungsgenossen seine ersten Listen mit „undeutscher“ Literatur vorlegte, konnte zumindest er nicht ahnen, welchen Erfolg er vier Jahre später damit haben würde. Seine Handreichungen kursierten schon Anfang der Dreißiger Jahre in vielen deutschen Universitäten. Der völkische Aktivist lieferte die berüchtigten Schwarzen Listen – eine Fleißarbeit als Basis aller Aktionen „wider den undeutschen Geist“.

Die deutschen Universitäten waren 1933 alles andere als Inseln der Freiheit von Forschung und Lehre und lieferten auf ihren Beitrag zur Machtübergabe quer durch alle Fakultäten. Bei der Ausrottung des „Undeutschen“ tat sich vor allem der evangelische Theologe Prof. Karl Bornhausen hervor – er war es auch, der auf dem Schloßplatz der Stadt am 10. Mai 1933 den Scheiterhaufen entzündete.

35 Zentner Bücher hatten die fleißigen Akademiker fürs erste Feuer gesammelt, und damit’s auch wirklich brannte, hatten Breslauer Firmen Benzin gespendet. Vor ein paar Tagen versammelten in der schlesischen Hauptstadt ganz in der Nähe des historischen Ortes abermals Studierende. Der Schloßplatz heißt auf polnisch Placu Wolności, die Stadt Wrocław.

Wie damals sind sie freiwillig gekommen – Studenten: Angehende Germanisten, Philosophen, Historiker – doch diesmal die Bücher von Alfred Kerr, Rose Ausländer, Paul Celan, Rosa Luxemburg, Bert Brecht, Erich Kästner unterm Arm und vorzutragen, was sie heute bewegt: Gegenwärtiges und Vergangenes, Rassismus und Nationalismus, Internationales in polnischer und deutscher Sprache. Die vom Stuttgarter Bürgerprojekt Die AnStifter inszenierte „Denkstunde“ leitete der Germanistik-Professor Dr. Wojciech Kunicki. Neben Persönlichkeiten des öffentlichen Leben Breslaus sprach auch der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Rüdiger Schulz. Als die 18jährige Maria Sklodisioka Paul Celans Todesfuge sprach, stockte den Teilnehmern der Atem, doch es mußte gehört werden: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Verstummt nicht, sondern sprecht! war eine einleuchtende Losung, die den hundert Teilnehmern aus Polen und Deutschland auf den Weg gegeben wurde.

Peter Grohmann

Stephan Beneking: Brennende Bücher/Burning Books

Inspiriert durch die Programmzeitung zum 10. Mai hat Stephan Beneking ein Klavierstück komponiert:

In der Anlage finden Sie das extra hierfür komponierte Klavier-Stück als Notensatz sowie eine Einspielung des Pianisten Hal Freedman aus den USA.

Die Noten finden Sie hier.

Das Haupt-Thema der Musik ist die Notenfolge „A-B-C“, die für die Buchstaben in den Büchern steht. Dann folgt eine Folge „B-B“ für „Brennende Bücher“

Am Ende wird das ansonsten natürlich sehr beklemmende und düstere Stück in einen Dur-Akkord (also fröhlich, positiv) aufgelöst, soll heißen: die Bücher haben überlebt, wir können weiterhin Kafka,Brecht und Mann lesen…. 🙂

Ich hoffe, es gefällt Ihnen!